Dienstag, 7. Dezember 2004



deutschland, beginnendes 21. jahrhundert...

heute morgen mit den digitalen röntgenbildern ins krankenhaus zur op-vorbesprechung. der chirurg hält die cd hoch, schaut mich kurz an, reicht sie mir rüber.
«wissen sie, was das heisst?», fragt er.
ich: «sie wollen mich nicht operieren?...ähh...ich soll nochmal reinkommen mit anklopfen?.......ahh! sie haben kein cd-rom-laufwerk!».
«richtig, wir sind hier noch nicht so weit.(!) bitte holen sie vom arzt die normalen bilder auf film. lassen sie sich vorne gleich einen neuen termin für nächste woche geben.»
ich quer durch die stadt zum arzt. warten.
der sagt:«wir machen hier alles nur noch digital. film gibt's nicht mehr hier.»
kafkaesk. wenn es nicht um meinen oberschenkelknochen ginge, würde ich über ihre interessenlosigkeit schmunzeln. sie sollen sich ja zumindest bei der operation noch mühe geben.

ich freue mich schon auf den in bälde anstehenden besuch bei der zuständigen filiale der agentur für arbeit. ein kollege erzählte heute lustige schoten vom gestrigen ausflug dorthin. unbeabsichtigte komik.
ich war ja seit mitte der achtziger nicht mehr...

überall das gleiche: mittelmass, gleichgültigkeit, die «günstige» lösung.



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Vorsicht, wenn Ihnen der Arzt etwas "pauschal" anbietet.

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ich war am überlegen, ob ich ihm pauschal die erstellung von gut durchzeichneten proofausdrucken von den digitalen daten anbiete. wahlweise in steriler atmosphäre laminiert, quasi op-tauglich. kann man auch das blut abwischen hinterher.

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Eine Marktlücke!

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Nicht ihm,

den Patienten. Be your own ersatz-swan.

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Sakana Corp.: Medical Visualization Services.

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@ schmerles: sie meinen, ich soll an den knochenbildern inhaltlich noch etwas verändern? so hässliche bruchkanten und trümmerstückchen in photoshop wegstempeln?

@ micro_robert: die bedeutung das japanischen namens könnte schädlich sein in dem zusammenhang...

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"Innere Schönheit - auch im Detail."

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Oder Kontraste, Kanten, Brüche, Fissuren, Texturen, Schrammen, Grind und Krätze extra herausarbeiten: sehen Sie mal, kein Wunder , dass das weh tut.

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das zahlt dann aber keine krankenkasse.
meine zahnärztin sagte mal:«dass die leute aber auch wegen jedem wehwehchen zum arzt laufen... man muss auch mal auf die selbstheilungskräfte vertrauen!»

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von einer zahnärztin verstehe ich so einen kommentar aber jetzt nicht.
wenn der zahn kaputt ist, heilt der nie wieder...
zu der würd ich nicht mehr gehen bei ihrer einstellung.

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note to self: unbedingt eine kamera mitnehmen in die arbeitsagentur. fotos ala david hemmings in «blow up» machen. hinterher sw-ausdrucke. harte kontraste.

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...und auf neutrale Kleidung achten.

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danke für den tip. aber noch will ich ja kein geld von denen. innerhalb einer woche nach unterzeichnung der aufhebungsvereinbarung muss man sich auf dem arbeitsamt (!) melden, nur um zu hören, dass man mit vierzig eh nicht mehr vermittelbar ist. eine farce.
mittlerweile gelingt es mir ja, aus dem an allen ecken und enden deutlich werdenden niedergang des abendlandes ein gerütteltes mass an belustigung zu ziehen.
der weg zur revolution führt offensichtlich über die (kulturelle und finanzielle) verelendung der massen.
«ich bin ein mönch, ich bin ein krieger» singt bernd begemann.

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Den Gedanken trage ich auch. Vermutlich ein Trugschluß, den ähnlich auch die R*F mal hatte. Die Verhältnisse zu entblößen, damit der Umsturz kommt. Manchmal denke ich, los jetzt, ab in die Krise, in den Niedergang. Renten weg, Zahnersatz weg, 10 Mio Arbeitslose - dann kommt Revolution. Aber es kommt eben immer nur dasselbe.
Solange die Server der "Agentur für Arbeit" sich in meinem Webtracker nach wie vor mit "Arbeitsamt" eintragen, sehe ich schwarz.

Bei Aldi gibt es wieder Akkuschrauber. Können Sie Ihre Hüfte nicht vielleicht selbst enteisen?

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dachte ich auch schon dran. vielleicht mit hilfe, so wie in ronin.
und: sie schrieben neulich «wir waren immer zuviele», ein satz, der mir nicht aus dem kopf geht.

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Dieser Satz - oder die Tatsachen dahinter - bringt ziemlich viele Implikationen mit sich. Im jugendlichen Trotz dachte ich früher immer, "ist doch egal". Mittlerweile spüre ich immer deutlicher die bittere Konsequenz dahinter: Man kann dem nicht entrinnen.
Man wird nur kraftloser, sich gegen die Konsequenzen zu wehren.

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Letzte Änderung: 06.11.24, 22:40
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