jedes jahr das gleiche: erst die jedermänner der langen strecke, die asthmatisch atmend auf meine wasserflasche stieren, dann der besenwagen, doppeldeckerbusse mit auf der strecke gebliebenen, dann pause mit polizeimotorrädern und krankenwagen, dann die ausreisser, dann einige minuten, dann das peloton, warten auf den besenwagen, dann schnell nach hause, um das finale im tv zu sehen. nächstes jahr müsste ich dann aber mal mitfahren, so dieses mal kein unfall dazwischen kommt.

wenn sonntag das wetter mitspielt, irgendwo mit gameboy, bier und coolpix auf die wiese und auf den vorbeiziehenden weltcup warten. den jedermännern in den saeco-trikots musste ich diese woche schon genug beim posen zusehen.

nach der fabrik nur kurz zum umziehen nach hause, dann wieder kilometer spulen im wind. macht den kopf frei.

'gross, schwer und erlaubt oder klein und illegal?'

habe mein mountainbike (!) heute zur inspektion gebracht. seit dem unfall habe ich irgendwie eine innere abneigung gegen das rad. seitdem bin ich fast nur noch mit dem rennrad gefahren. ich dachte, wenn ich jemand anderen an die technik lasse und einige teile erneuern lasse, bekommt es eine andere wirkung auf mich und ich kann mich wieder anfreunden damit. nun scheint es, dass das bike bei dem unfall doch mehr abbekommen hat, als ich bemerkte. im hinterrad sind mehrere speichen ausgerissen, sodass die felge erneuert werden muss, das innenlager ist hinüber und das schaltwerk hat wohl auch etwas abbekommen. irgendwie komme ich mir wie ein rabenvater vor, dass ich mich bis jetzt nicht darum gekümmert habe...

...vielleicht ist es aber auch nur die melancholie von juliette binoche in der rolle der julie, die mich angesteckt hat.

dabei fällt mir ein, dass ich mir die fabelhafte welt der amelie nun doch selbst kaufen muss. nachtrag 4.8.: done!

aus: arte tv-magazin juli 2003,
100 jahre tour de france - warum die franzosen ihre tour so lieben

[...] Natürlich begeistern sich auch die Deutschen mittlerweile für die Tour de France. Die deutsche Begeisterung für den Radrennsport insgesamt ist aber in etwa so authentisch wie die südkoreanische für den Fußball. Jan-Ullrich-Fans diesseits des Rheins wissen mit Namen wie Anquetil kaum was anzufangen - sie halten den fünffachen Toursieger der 60er Jahre für eine Reifenmarke oder einen Badeort an der Côte d'Azur.
Es beginnt mit dem Rennrad als solchem. Anders als die monströsen Mountainbikes, die in Deutschland seit Jahren des Straßenbild beherrschen, steht das Rennrad schlank da. Es ist das sorgloseste unter den Fahrrädern, das leichteste gewiss. Es darf angenommen werden, dass den Franzosen das mit ihrem Nationalsportgerät assoziierte Lebensgefühl zumindest schmeichelt.
Das Rennrad steht auch für eine Lebenseinstellung, die es mit den Gesetzen und der Straßenverkehrsordnung nicht allzu genau nimmt: Lichter, Klingel oder Schutzbleche fehlen. Es scheint, als verleite das Rennrad noch mehr als das Fahrrad dazu, sich unabhängig von roten Ampeln und Fahrtrichtungen zu fühlen. So kam es, dass es vor etwas mehr ais 100 Jahren vor allem die Franzosen waren, die sich in das Rennrad verliebten, sie schenkten ihm den Luftreifen und wenig später die Tour de France. [...]

wenn man sich darüber freut, dass der hinweg so leicht fällt, muss man damit rechnen, auf dem rückweg gegen den wind zu kämpfen ...