morgen ist mein letzter arbeitstag in der palindrom-fabrik. die letzten drei wochen war ich ja krankgeschrieben wegen der schrauben. morgen nochmal hin, um den t-dsl-scheiss des heimarbeitsplatzes abzugeben, die januar-stempelkarte zu unterschreiben. um mich zu verabschieden von den lieben kollegen, um vielleicht in erlesenem kreise noch einen kleinen vortrag über solidarität zu halten und damit einige anwesende mit für sie völlig neuen denkkonzepten zu überfordern... vielleicht feiern sie auch, dass sie mich alten klugscheisser endlich los sind.
ich hätte gern ein stück butterkuchen und orangensaft. nein, ohne sekt, nur orangensaft. von sekt bekomme ich immer kopfschmerzen.
ein bisschen mulmig ist mir schon. naja, vielleicht haben sie ja auch arbeit für mich, haha. noch ein wenig retuschieren vor dem abgang.
welche krawatte soll ich nehmen für den besonderen tag?

nb: mein kollege hat letzten monat zum abschied in halbfeierlicher salbungsfülle vom abt ein schreiberset mit eingraviertem firmenslogan (so gut find' ich nun aber nicht, dass ich gehen muss) und einen ebenso bedruckten schirm in die hand gedrückt bekommen. mit dem süffisanten kommentar, dass man ja schliesslich niemanden im regen stehen lassen würde. mein problem ist, dass ich immer soviel mitleid mit ungeliebten dingen habe. sie können ja schliesslich nichts dafür.

zur zeit bombardiert mich die agentur für arbeitslose mit schlüsselverzeichnissen von beruflichen kenntnissen, auf denen ich dann immer höchstens 14 kennzeichen kennzeichnen muss. letzte woche bekam ich eine liste mit tätigkeiten in der film- und videoproduktionsbranche, heute eher aus dem bereich datenbanken, programmierung. man nähert sich an. im hinblick auf die tatsache, dass ich bei der persönlichen vorsprache mitte dezember schon betonte, dass ich nicht arbeitssuchend sein werde, jedenfalls nicht im sinne der agentur für arbeit, dass ich keine leistungen zu beziehen beabsichtige, im hinblick darauf eine unangemessene geld- und zeitverschwendung. das (noch einmal) zu erklären wäre aber wohl deutlich schwieriger als jeweils höchstens 14 kreuzchen zu machen.

es ist vollbracht.

morgen in aller herrgottsfrühe gehts mal wieder ins krankenhaus, um das restmetall loszuwerden. noch gesund werden vor der arbeitslosigkeit existenzgründung.
wünschen sie mir glück!

heute hat der kollege hier den letzten tag (er hatte noch mehr urlaub, als er dachte). morgen unterzeichne ich die aufhebung.

heute habe ich von meinem chef den (kostenlosen) tip bekommen, es doch mal beim film zu versuchen. er hat am wochenende die unglaublichen gesehen und sofort an mich gedacht. schön. auf den einwand, dass disney sicherlich auf die anfrage eines vierzigjahrigen warten würde, meinte er, man müsse halt drei bis vier monate (unentgeltliche) tätigkeit investieren und sich ordentlich einbringen...
deutschland, beginnendes einundzwanzigstes jahrhundert, wieder.

heute morgen mit den digitalen röntgenbildern ins krankenhaus zur op-vorbesprechung. der chirurg hält die cd hoch, schaut mich kurz an, reicht sie mir rüber.
«wissen sie, was das heisst?», fragt er.
ich: «sie wollen mich nicht operieren?...ähh...ich soll nochmal reinkommen mit anklopfen?.......ahh! sie haben kein cd-rom-laufwerk!».
«richtig, wir sind hier noch nicht so weit.(!) bitte holen sie vom arzt die normalen bilder auf film. lassen sie sich vorne gleich einen neuen termin für nächste woche geben.»
ich quer durch die stadt zum arzt. warten.
der sagt:«wir machen hier alles nur noch digital. film gibt's nicht mehr hier.»
kafkaesk. wenn es nicht um meinen oberschenkelknochen ginge, würde ich über ihre interessenlosigkeit schmunzeln. sie sollen sich ja zumindest bei der operation noch mühe geben.

ich freue mich schon auf den in bälde anstehenden besuch bei der zuständigen filiale der agentur für arbeit. ein kollege erzählte heute lustige schoten vom gestrigen ausflug dorthin. unbeabsichtigte komik.
ich war ja seit mitte der achtziger nicht mehr...

überall das gleiche: mittelmass, gleichgültigkeit, die «günstige» lösung.