ein gutes buch, ein schöner film, eine lange gesuchte cd, eine ausländische italienische modezeitschrift, eine tasse heissen tees. egal, hauptsache nicht nachdenken müssen über die zukunft...

peter lohmeyer liest f.c.delius: "der sonntag, an dem ich weltmeister wurde". links im bild: volker ippig

wahre leidenschaft - fussball
lesung im vip-container des fc st. pauli mit peter lohmeyer, volker ippig, corny littmann.
texte von nick hornby (arsenal london), javier marias (real madrid), f.c. delius (turek, rahn, walter) und nanni balestrini (ac mailand). sehr schön.

heute an meinem arbeitsplatz gesessen und den gedanken gehabt, jetzt auch in den verliererstrudel hineingeraten zu sein.
erinnerung an den (damals, kurz nach der 'wende' noch ost-) berliner kollegen, der erzählte, wie sein vater eines nachmittags bei der heimkehr von der arbeit seine ledertasche in die ecke der küche feuerte und sagte: "so, nun bin ick ooch endlich arbeitslos!".
lakonie, nur wenig fehlt noch zur melancholie.

sich nach 7,5 stunden hier mit dem fahrrad gegen den regen und den sturm stemmen und dabei das gefühl haben, es endlich mit etwas realem, ehrlichem zu tun zu haben.

ui, die berufsgenossenschaft möchte mich begutachten lassen wegen eines möglichen anspruchs auf versichertenrente, soweit ists gekommen...
die schmerzen sind noch da, falls das zählt. nach ca 500m fussweg fang ich immer wieder an zu humpeln. fragt aber wohl keiner.

heute war der passende anlass, die bezeichnung meiner beruflichen tätigkeit auf meiner about-seite (achtung, neues fenster) den realen verhältnissen anzupassen. auf einer heute stattfindenden bereichsversammlung der fabrik wurde meine aus einer immerhin insgesamt rund dreimonatigen 'cinema 4d'-schulung resultierende tätigkeit als eine reine kontrollfunktion definiert. ich habe in das erlernen dieses programms wohl soviel herzblut und elan hineingelegt, wie in nichts anderes in meiner bisherigen beruflichen laufbahn. immerhin stellte mir die fabrik einen reichlich hochgerüsteten mac hier in mein ehemaliges wohnzimmer, weil ich in meiner euphorie (die ich immer noch fühle) gar nicht genug bekommen konnte vom virtuellen basteln. desweiteren wurde klar, dass die abteilung, der ich angehöre, jegliche zuständigkeit für die kreativretuschen als unterstützung des angeschlossenen fotostudios verliert. das, was an arbeit übrigbleibt, ist reine datenschieberei. ich war wirklich froh, über die 3d-schiene eine neue perspektive gewonnen zu haben, die jetzt vollständig verloren scheint.
'jaja, definiere dich nicht über deinen beruf', höre ich. aber genau das war der grosse pluspunkt bisher. ich habe keine lust, einen grossteil meines lebens ungeduldig auf den feierabend, das wochenende, den urlaub zu warten. das macht krank.

um dem gehirntot in steriler umgebung zu entgehen und vor allem, um meinen beruf nicht zu verlernen, werde ich meine tätigkeiten im bereich der bildbearbeitung auf dem privaten sektor verstärken müssen. nein, ich will kein ich-retuschiere-meine-urlaubsbilder-nerd sein.
ja, ich könnte mich nach etwas anderem umschauen, klar, aber erstens gibts momentan wirklich nichts (oje, wenn das hier einer meiner vorgesetzten liest, wovon ich ausgehe, werden die nächsten lohngespräche schwer) und zweitens dachte ich auch aus genannten gründen einen einigermassen sicheren hafen gefunden zu haben, der mir bei entsprechendem einsatz entfaltungs- und erweiterungsmöglichkeiten bieten kann. wohlweislich bin ich nicht wirklich an soetwas wie karriere interessiert, mich reizt die technik und das kreative an meinem beruf.
rede ich mir jetzt ein, dass ich nur vorübergehend auf der reservebank sitze, oder erkenne ich schon den prellbock am ende des abstellgleises?

'nein, ich hatte keine fragen mehr nach dem vortrag heute, ich war einfach nur traurig...'

...und:' ja natürlich bin ich neidisch! auf eure filme, eure sitzecke und eure kultur!'

- das stille heimwehgefühl in diesem jahr immer noch nicht loswerden.
- dabei sollte alles besser werden.
- i counted on you.
- kapseln und für-sich-behalten.
- der vorsprung ist dahin, in welche richtung jetzt? hinterher? zurück?
- fast schon zum alten eisen gehören und noch soviel vorhaben.
- mitleid mit dingen bekommen.
- benutzt werden.
- verarscht werden.
- abhängig sein von den 40%, die es dann weniger gibt.

es ist ein eiskalter wind, der mir da ins gesicht weht...
eine ganze menge herzblut, einsatz und euphorie scheint umsonst gewesen, meine neue rolle - sofern vorhanden - verstehe ich nicht. habe ich in den vier monaten verletzungs-abstinenz den bezug zum wesentlichen verloren?
ich bin besorgt.