heute ist mein erster reha-termin. nach den krankengymnastik-lektionen, die ich schon im krankenhaus bekam, fühlte ich mich jedesmal weichgefoltert (also irgendwie gut). auch wenn fast jede bewegung noch wehtut und sich mein ganzes rechtes bein anfühlt, als hätte es einen dauer-muskelkrampf, bin ich guter dinge. für die von mir entwickelte technik des einstiegs in meine altbau-duschwanne (mit extrahohem rand) hätte ich eine glatte 5.9 verdient mittlerweile. :)

blick nach oben - ich kenne jeden kratzer, jede delle

schlaflose nächte - blick aus dem fenster auf köhlbrandbrücke und containerterminal. mein rücken kennt jede falte des bettuchs.

am morgen völlig durchgeschwitzt aufgewacht. der geruch, den ich gebannt glaubte, ist wieder da. wahrscheinlich schwitze ich die diversen opiate und transfusionen aus, die man mir verabreichte. in den nebenzimmern schon am frühen morgen schmerzensschreie, wimmern. ich überdenke meine gesamte weltsicht. mein sorgenfreies luxusleben wird viel von seiner selbstverständlichkeit verlieren. wer weiss, was einem noch droht, wenn es einem nicht gelingen sollte, auch in zukunft zu den benötigten zu gehören...
tagebucheintrag, dienstag, 3.9.2

der erste eintrag nach dem big bang aus dem internetcafe des ak altona. 13 schrauben, 1 metallschiene und eine naht mit exakt 50 stichen zieren mein bein. bilder gibts später... am montag wieder am eigenen rechner. gruss an alle, die regelmässig herkommen.
frank

diese provinz-dependence der fabrik hat alle waren verkauft und wartet auf eine neue lieferung.

was passiert, wenn man für ein geschenk, das man erhält, dankbar sein muss und es später wieder zurückgefordert wird? was wird aus der dankbarkeit?

einen tag lebenszeit mit grundstupider, langweiliger und trotzdem anstrengender arbeit vergeudet. das kann nicht alles (gewesen) sein...
heute wurde ich sogar mit einem gut einstündigen vortrag über das anlegen von farben in quarkxpress gedemütigt. am liebsten wär ich aufgestanden und gegangen, aber dann heisst es wieder, man wär renitent. also schweigen und sein selbstbewusstsein kapseln und schützen. wenigstens ist es mir gelungen, meine zunge im zaum zu halten und nicht wieder den besserwisser zu machen. vielleicht sollte man den ganzen quatsch nicht so ernst nehmen. die anderen anwesenden waren mit konzentriertem ernst bei der sache, der mich beinahe laut hätte auflachen lassen. was denken (sich) diese existenzen? arbeit, fernsehn, schlafengehn?
im nächsten leben mach ich was sinnvolles! wale retten, eine heilmethode für heuschnupfen erfinden, ein japanischer konzertpianist werden...